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Werbejobs in Gefahr? 10 KI-Tools für Designer, die die Designlandschaft verändern

    Roman Lang • 15. Juni 2023
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Künstliche Intelligenz ist in allen Bereichen des Lebens angekommen und sorgt vor allem in der Medienwelt für Debatten. Sie polarisiert und verbindet gleichermaßen, denn wo Künstler Ihr Schaffen bedroht sehen, entstehen woanders Communities von Gleichgesinnten, die mit KI-Tools experimentieren und neue Wege austesten. Die Möglichkeiten erscheinen schier grenzenlos und viele Prozesse der Mediengestaltung lassen sich mithilfe von KI-gestützten Anwendungen binnen Sekunden erledigen – durch Automatisierung und maschinellem Lernen. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen einige KI-Tools für Designer vor und gehen auf die Frage ein, ob KI Kreativjobs streitig macht.




KI-Bild-Generatoren

Midjourney

Der aktuell möglicherweise fortgeschrittenste Bildgenerator, aktuell in der BETA-Phase, entwickelt von einem unabhängigem Team, kostenfreie Testversion möglich

Dall-E

Software von Open AI – den Machern von ChatGPT, schwächere Version kostenfrei nutzbar

Imagen

Bildgenerierungstool von Google


Image Enhancement Tools

Remove BG

Ein einfaches und kostenloses Tool, um Motive freizustellen und den Bildhintergrund zu entfernen


Videobearbeitung

Designsoftware

Adobe Firefly (BETA) in der Creative Cloud

Die Macher von Photoshop, InDesign und Illustrator erweitern ihre Software nach und nach mit neuen KI-gestützten Funktionen wie "Text to Image", "Generative Fill" und weiteren

Lunacy

Design, Prototyping und Illustration Software ähnlich wie Scetch oder Adobe XD, allerdings mit KI-Funktionen, wie Textgenerierung oder Image Upscaling, sowie einer großen Asset-Datenbank an Logos, Icons und Illustrationen


Wie funktionieren KI-Bild-Generatoren?

KI-Bildgeneratoren nutzen maschinelles Lernen und neuronale Netzwerkarchitekturen, um Bilder zu erzeugen. Insbesondere Generative Adversarial Networks (GANs), die aus zwei Hauptkomponenten bestehen, einem Generator und einem Diskriminator. Der Generator erzeugt Bilder aus einem Zufallseingabevektor, während der Diskriminator versucht, zwischen den vom Generator erzeugten Bildern und echten Bildern zu unterscheiden.

Funktionsweise KI-Bildgeneratoren

Quelle: Mathworks

In einer Trainingsphase lernt der Generator, immer überzeugendere Bilder zu erzeugen, um den Diskriminator zu "täuschen", und der Diskriminator verbessert seine Fähigkeit, zwischen echten und künstlich generierten Bildern zu unterscheiden. Durch diesen konkurrierenden Prozess lernt der Generator schließlich, Bilder zu erzeugen, die kaum von echten zu unterscheiden sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese KI-Bildgeneratoren auf den Daten trainiert werden, die sie zur Verfügung haben. Das bedeutet, dass die Qualität und Vielfalt der erzeugten Bilder stark von den Daten abhängen, die zur Verfügung stehen. Eine große und vielfältige Datensammlung führt in der Regel zu besseren und vielfältigeren Bildern.

Beispiel: von atemberaubend bis witzig: KI-generierte Bilder polarisieren die Gesellschaft

KI Generiert Buchstabe O Pferd WüsteKI generiert Papst Daunenjacke Netzfundstück

Warum sind KI-Tools so umstritten?

  • Deep Fakes

    Wer möchte schon Teil eines öffentlich verbreiteten Deep Fakes sein? In Sekundenschnelle generierte Bilder von realen Personen oder das KI-gesteuerte Bearbeiten eines hochgeladenen Fotos versetzen die abgebildete Person in ein lustiges oder auch unangenehmes Szenario. Mal als Internetmeme, mal als Satire oder Karikatur – Die Fälschung ist oft nicht vom Original zu unterscheiden. So sorgten in den letzten Monaten mit dem Tool Midjourney generierte Motive vom Papst in Daunenjacke oder Donald Trumps nie dagewesener polizeilicher Verhaftung im Netz für Aufregung. Um weiteren Missbrauch zu vermeiden, schränkte der KI-Bildgenerator daraufhin seine Funktionalität ein und stellte die kostenfreie Testversion ein.

    KI generiert Trump Deep Fake Verhaftung

  • Medienrecht

    „Mich hat niemand gefragt, ob mein Selfie in der Datenbank sein darf“. KI-Tools werden durch andere Bilder trainiert – z.B. über die Google Bildersuche, Stockfoto-Anbieter oder Künstlerportale wie DeviantArt – und das ohne Einverständnis der jeweiligen Urheber. Der kometenhafte Aufstieg generativer KI-Systeme wie Dall-E oder Midjourney entfachte auf der anderen Seite eine Rebellion unter Künstlern. Unter den Hashtags #artbyhumans oder #noai findet man tausende Posts mit durchgestrichenem AI-Schriftzug als Statement.


  • Disruption

    Das Wort Disruption kommt aus dem Englischen. „To disrupt“ bedeutet „unterbrechen“ oder „zerstören“. Disruptive Innovationen werden häufig als „zerstörerisch“ beschrieben, weil sie alte Geschäftsmodelle oder Technologien ersetzen. Die Erfindung des Smartphones löste den MP3-Player, Digitalkameras, Landkarten und Zeitungen weitgehend ab. Die Folge von Künstlicher Intelligenz ist nicht weniger als eine Revolution der geistigen Arbeit und des Schaffensprozesses kreativer Gewerke. Einige sehen in Künstlicher Intelligenz eine Gefahr für das Gewohnte und Etablierte. Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, dass die neue Technologie nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist und Kritiker die Nachsicht haben.

Sind KI-Generatoren „legal“?

Erstellt man (via KI-Generator) ein Kunstwerk, ist man laut deutschem Recht dessen Urheber. Unterscheidet sich die Grafik ausreichend genug vom Original, handelt es sich nicht um eine Replik. KI-Bildgeneratoren, die das Web nach Bildvorlagen „scrapen“, können durch Stilimitationen etablierten Künstlern die Lebensgrundlage nehmen, wenn es möglich wird, durch einen Textbefehl den jeweiligen Kunststil zu imitieren.

Erst nach über einem Jahrzehnt, seit Cookietechnologien effektiv im Marketingeinsatz waren, hat die EU mit der Datenschutz-Grundverordnung reagiert, die mittlerweile zu einem weltweiten Standard im Umgang mit persönlichen Daten geführt hat. Diesmal beobachten wir eine schnellere Reaktion, denn die EU-Kommission präsentierte bereits 2021 eine erste Grundlage zur Regulierung  Künstlicher Intelligenz, die im Dezember 2022 im sog. EU AI Act verabschiedet wurde. Im Grunde handelt es sich hierbei um präventives Risikomanagement, so dass aktuell noch keine harten Regeln für generative KI gelten. Trotz ständiger Debatten zum Umgang mit KI-Technologien gibt es schätzungsweise in den nächsten zwei bis drei Jahren keine Aussicht auf Änderungen oder Einschränkungen für KI im Medienrecht.

Können KI-Tools wirklich Kreativen ihre Jobs kosten?

Seit Jahren steht die etablierte Stockfoto-Branche in Bedrängnis. Stockfotoanbieter wie Shutterstock oder Gettyimages arbeiten mit freischaffenden Fotografen zusammen, um massentaugliche lizenzfreie Fotos, Videos und Illustrationen anzubieten. Da diese Medien von möglichst vielen gekauft werden sollen, wirken sie oft generisch und unpersönlich. Daher beobachten wir auch bei mittleren bis kleinen Unternehmen ein zunehmendes Interesse an professionell geshootetem Content. Obendrein werden KI-generierte Medien immer besser und bedrohen zunehmend die Stockfotografen, da auch die großen Stockfotoanbieter zukünftig auf eigene KI-Generatoren setzen wollen. Hier entsteht ein potenzielles Marktsegment, das auch Illustratoren bedrängt, wenn zum Beispiel Kinderbuchzeichnungen oder Concept Art kommerziell generiert werden würden.

Auch für Kreative in der Werbebranche steigt die Konkurrenz durch KI-Tools stetig. Vor allem kleine Unternehmen können mit KI-gestützten Tools wie Canva, Adobe Express oder Looka selbst schnell Werbemittel kreieren, ohne einen Designer beauftragen zu müssen. Die Veränderung der Arbeitsprozesse bemerken wir auch in unserer Agentur: Dürfen Nicht-Designer-Kollegen Grafiken (zum Beispiel für Social Media Posts) kreieren, obwohl sie oft einen anderen gestalterischen Qualitätsanspruch haben als gelernte Mediengestalter? Die eigene Idee zu briefen, kostet oft mehr Zeit, als es „mal eben schnell“ mit Tools wie Canva oder Adobe Express selbst zu erstellen. Die Auswahl aus tausenden von Gestaltungsvorlagen erlaubt es, mit wenigen Klicks eigenen grafischen Content zu adaptieren.

Allerdings verhält sich dieses Prinzip genau wie mit Webseiten-Baukästen wie WiX.com – eine generische Vorlage, die zwar den Zweck erfüllt, allerdings auch austauschbar wirkt und langfristig nicht alle Anforderungen abdeckt. Für uns ist gute Arbeitsqualität wichtig, weshalb wir innerhalb unserer Software auf Designvorlagen (inklusive Farben, Logos etc.) setzen, die auf das Corporate Design unserer Kunden zugeschnitten sind. Dadurch schaffen wir Schnittstellen, sodass Nicht-Designer-Kollegen ihre Expertise mit einbringen können, während sie designkonforme Grafiken erstellen. Auch wir optimieren ständig, um Kunden bestmöglich zu unterstützen und sehen KI-gestützte Tools nicht als Konkurrenz, sondern als Werkzeuge. Wir wissen dass Marken ab einem Punkt ihre Marketingaktivitäten (noch) nicht durch Künstliche Intelligenz abdecken können und langjährige Agenturerfahrung schätzen, die die eigenen Kapazitäten erweitert.

Abschließende Worte zu KI-Design-Tools

Bei der Erstellung von Designs ist es wichtig, Kundenvorgaben zu verstehen und diese mit Know-how und Best Practices zu verstärken – es geht um Professionalisierung und Generalisierung. In einer Branche wie der Werbung, in der Kreativität und Innovation entscheidend sind, sind menschliche Kreative daher nach wie vor unverzichtbar. KI-Tools sind Werkzeuge, die Künstlern und Designern helfen können, ihre Arbeit effizienter und vielseitiger zu gestalten. An dieser Stelle sei insbesondere die sich aktuell in Arbeit befindende Lösung Adobe Firefly zu erwähnen, auf die sich unsere Grafiker besonders freuen. Sie erweitert die Adobe Creative Cloud Software, die sie tagtäglich nutzen, um KI-gestützte Funktionen, welche sich nahtlos in bestehende Arbeitsprozesse integrieren lassen.



Fazit

In Anbetracht dessen glauben wir, dass der Einsatz von KI-Tools in Werbeagenturen keine Arbeitsplätze kosten, sondern vielmehr die Art und Weise verändern wird, wie Agenturen arbeiten. Sie eröffnen die Möglichkeit, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig den kreativen Prozess zu fördern. Anstatt diese Entwicklung zu fürchten, sollten wir sie als Chance sehen, neue Fähigkeiten zu erlernen und unsere Arbeitsweise zu verbessern.


Werbejobs in Gefahr? 10 KI-Tools für Designer, die die Designlandschaft verändern

Roman Lang

Roman ist Creative Director bei der TrendView GmbH und ist zuständig für die Konzeption der Kundenprojekte sowie die Außendarstellung der Agentur. Kreative Marketinglösungen, Design und Technik sind sein Alltag.