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Zwischen Schlips und Jogginghose – ein Survival-Guide für’s Home-Office

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Wie die Umgebung mitspielen kann

Wenn vor meiner Zeit im Quarantäne-Lager morgens der Wecker geklingelt hat, habe ich mir oft nichts sehnlicher gewünscht, als einfach in bequeme Kleidung zu schlüpfen, vom Bett an den Schreibtisch zu wandern und mit einer guten Tasse Kaffee in den Arbeitstag zu starten. Home-Office – das war es, was ich wollte. Wenn ich nun, nach gerade mal einer Woche im heimischen ,,Büro‘‘, Resümee ziehen müsste, würde ich mich doch wieder für das helle, moderne Büro mit den "lauten" Kollegen entscheiden.

Warum? Weil Home-Office mehr von mir abverlangt, als ich anfänglich dachte. Während man vor der Covid-19-Krise zwischendurch mal einen netten Plausch mit dem Kollegen von gegenüber halten konnte oder die Mittagspause mit ein paar Kolleginnen im Café verbracht hat, sitzt man nun von (mindestens) 8 bis 17 Uhr allein vor seinem Bildschirm. Im Nachbarzimmer steht die Wäsche, die ich nebenbei ja noch aufhängen könnte, in der Mittagspause könnte ich schnell noch das Bad putzen und wenn ich für den Nachbarn ein Paket annehmen soll, mache ich das natürlich auch. Es ist ziemlich schwierig, in der Umgebung, in der man normalerweise seine Freizeit verbringt, nun auch noch zu arbeiten. Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Feierabend verschwimmen ständig.  Also was nun? Da niemand weiß, wie lange uns das Virus noch beschäftigen wird, sollte auch das Arbeiten im Home-Office produktiv sein.

Um mir selbst dabei zu helfen, habe ich mich im Internet auf Recherche begeben und dabei festgestellt, dass es den meisten Menschen im Home-Office genau so geht wie mir. Es müsste als so etwas wie ein Survival-Guide zum Arbeiten von Zuhause her. Gesagt, getan – im Nachfolgenden findet Ihr den ultimativen Guide, um im Home-Office zu bestehen.

Business von der Couch aus?

Wenn ich früher an Home-Office gedacht habe, sah ich mich gemütlich mit dem Laptop auf der Couch sitzen. Schnell kam jedoch die Ernüchterung und ich musste feststellen, dass es sich hier nicht ganz so gut arbeiten lässt, wie gedacht. Ständig fehlte ein Stift oder mein Taschenkalender, das Ladekabel meines Laptops ging nicht bis zur nächsten Steckdose und das dauernde Rumlümmeln tat auch meinem Rücken nicht gut. Wohin also? Am Esstisch wäre auf jeden Fall genügend Platz, um einen professionellen Arbeitsbereich einzurichten und ich könnte gleichzeitig am Familiengeschehen teilnehmen. Nachdem jedoch die erste Mahlzeit anstand und ich all mein Zeug wieder abbauen musste, stellte ich fest, dass auch dieser Ort kein guter Platz zum Arbeiten war. Davon mal abgesehen, dass es im Esszimmer sogar lauter als im Großraumbüro sein konnte. Um wirklich gut arbeiten zu können, musste ein fester Arbeitsplatz her, an dem man all seine Unterlagen und Materialien getrost liegen lassen und auch acht Stunden ungestört sitzen kann. Möglichst sollte man von einem Schreibtisch im Schlafzimmer absehen, denn wer dort arbeitet, wo er schläft, wird oft nachts von Gedanken zur Arbeit wachgehalten und tagsüber nicht richtig wach. Ideal ist eine ruhige Ecke oder sogar ein ganzer Raum, in dem ein Schreibtisch aufgestellt werden kann.

Tatsächlich unterliegt die Einrichtung des Home-Offices in Deutschland sogar konkreten Regeln nach der Arbeitsstättenverordnung. Der heimische Arbeitsplatz wird vom Gesetzgeber als Telearbeitsplatz bezeichnet und muss vor allem Ergonomie gewährleisten. Nach Empfehlungen von Gesundheitsexperten, sollte der Schreibtisch zum Beispiel nicht direkt vor einem Fenster aufgestellt werden, da sonst das Helligkeitsgefälle zwischen Monitor und Fenster zu müden Augen und Kopfschmerzen führen kann. Auch ein Fenster im Rücken sollte vermieden werden, da es sonst zu nervigen Spiegelungen auf dem Bildschirm kommen kann. Ganz auf ein Fenster verzichten sollte man jedoch auch nicht, da ein zu dunkler Arbeitsplatz auf Dauer den Augen schadet. Na super, wie sieht denn dann der ideale Arbeitsbereich aus? Optimal ist ein Schreibtisch, der seitlich entlang des Fensters aufgestellt ist. So fällt genügend Licht herein und auf dem Bildschirm ist alles gut erkennbar. Wenn die Sonne jedoch durch das Fenster blendet, ist eine Jalousie empfehlenswert.

Nun gut, Wohin wäre nun geklärt, jetzt ist das Wie wichtig. Ein Schreibtisch und ein Bürostuhl sind laut dem Telearbeitsgesetz Pflicht. Im idealen Fall sollte der Schreibtisch in der Höhe zwischen 68 und 76 Zentimetern verstellbar sein. Nun ist mein Schreibtisch zum Beispiel nur eine schnöde Platte auf vier Stelzen und da lässt sich in der Höhe so schnell auch nichts verändern. Es lässt sich jedoch leicht überprüfen, ob der Tisch die passende Höhe hat, denn zwischen Oberschenkel und Schreibtischkante sollten etwa zehn Zentimeter Platz sein. Passt? Sehr gut. Das praktische an einem Bürostuhl ist, dass diese zu geschätzt 99% in der Höhe verstellbar sind. Daher kann ich den Stuhl ganz leicht perfekt anpassen. Die Faustregel lautet dabei: Alles im 90-Grad-Winkel. Zwischen Waden und Oberschenkel, Oberschenkel und Oberkörper, Unterarmen auf der Armlehne und Schultern an der Rückenlehne. Natürlich kann auch bei einem perfekt angepassten Arbeitsplatz der Rücken nach einigen Stunden Sitzen schmerzen. Dann empfiehlt es sich, ein paar Schritte zu gehen oder sogar ein paar Dehnübungen zu machen. Ausnahmsweise darf man sich auch mal auf die Couch setzen, um dem Rücken Abwechslung zu bieten. Aber nur ganz kurz!

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Produktiv sein zwischen Wäscheberg und Einkaufsliste

Auf meiner Recherche bin ich vielen Leuten im Web begegnet, denen es genau so ging wie mir: Wenn man von Zuhause arbeitet, hat man ständig das Gefühl, Dinge wie den Abwasch oder den Hausputz noch nebenbei erledigen zu müssen. Um daheim genau so viel zu leisten wie im Büro, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass man Zuhause ist, um zu arbeiten und nicht, weil man frei hat. Wenn man jetzt im Büro säße, würde auch niemand den Abwasch machen. Was dabei helfen kann konzentriert zu arbeiten, ist den Arbeitsplatz zu verlagern. Denn wer die ganze Zeit auf das schmutzige Geschirr starrt, denkt natürlich an Nichts anderes. Ein neutraler Platz, von dem Sie nicht auf anfallende Aufgaben im Haushalt oder Ähnliches blicken, führt zu mehr Konzentration und Produktivität.

Ein weiteres Problem, das mir oft begegnet ist, ist der Trott, in den man leicht verfällt. Gestern kam noch spät ein spannender Krimi? Kein Problem, dann startet man morgen halt erst um 10 ins Home-Office. So gerät der geregelte Tagesablauf schnell ins Wanken und der Schlafrhythmus aus den Fugen. Auch Zuhause sollten Sie sich daher einen klaren Zeitplan aufstellen. Sie müssen sonst um 8 Uhr im Büro sein? Prima, dann starten Sie auch daheim um diese Zeit in den Arbeitstag. Dann wird bis 12 Uhr gearbeitet und anschließend eine Stunde Mittagspause gemacht. Und dann geht’s nochmal weiter bis 17 Uhr. Hilfreich ist es auch, diesen Plan mit etwaigen Mitbewohnern oder der Familie zu teilen, damit Fragen zum Mittagessen, zur Einkaufsliste oder der Wochenendplanung erst nach Feierabend gestellt werden. So kann der Fokus beibehalten und einiges erledigt werden.

Einen Tipp, den ich aufgrund eigener Erfahrungen noch mitgeben möchte: Das Arbeiten in Jogginghose ist zwar gemütlich, doch um Freizeit und Arbeit klar voneinander abzugrenzen, hilft es, sich morgens genau so fertig zu machen wie für einen Tag im Büro. Es muss ja nicht gleich der Hosenanzug sein, aber eine Bluse und Jeans sollten drin sein. Hilft auch dabei, in der Zeit des Home-Offices nicht vollkommen zu verwahrlosen…

Up-to-Date bleiben

Für die Arbeit in einem Team ist es im Home-Office umso wichtiger, sich regelmäßig abzusprechen. Im Büro sieht man sofort, wer schon am Platz ist, wer grade in Mittagspause ist oder wer grade beschäftigt ist. Da das im Home-Office nicht ersichtlich ist, ist es wichtig, die Kollegen auf dem Laufenden zu halten.

Wenn Sie ohnehin über einen Messenger vernetzt sind, reicht da schon ein kurzes ,,Bin in einer Telko‘‘ im Team-Chat. Auch sollte jeder darüber informiert sein, was bei den Kollegen grade so ansteht, welche Baustellen es gibt und wo man vielleicht sogar unterstützen kann. Das sorgt für Klarheit und Struktur und verhindert Unwissenheit gegenüber Fragen von Kunden, Klienten und Co. Außerdem behält so auch der Chef den Überblick, was in der momentanen Situation für ein Unternehmen äußerst wichtig ist. Vereinbaren Sie für solche Absprachen und Status-Updates zum Beispiel eine tägliche Telefonkonferenz, in der jeder seinen aktuellen Stand mitteilt. In meinem Team wird es bereits so gehandhabt und es funktioniert super. Außerdem ist es schön, die Kollegen so trotzdem jeden Tag zu sehen, wenn auch nur über meinen PC-Bildschirm.

Zusammenhalten 

Nun hoffe ich, dass nach diesem Artikel jeder gut für‘s Home-Office gewappnet ist und auch Zuhause die Arbeit leicht von der Hand geht. Gerade in Krisenzeiten muss ein Team gut funktionieren und an einem Strang ziehen. Die Situation ist auch wirtschaftlich für einige Unternehmen sehr schwer und Kurzarbeit in vielen Branchen unabdinglich. Wer in dieser Lage dann im Home-Office weiterarbeiten kann, sollte das zu schätzen wissen, denn vielen Arbeitnehmern ist dies nicht möglich und sie müssen ihre Arbeit niederlegen. Daher sollten wir, statt darüber zu nörgeln, dass das Arbeiten von Zuhause ja so schwerfällt, die Ärmel hochkrempeln und zusammen unser Bestes geben. Bleiben Sie Zuhause und vor allem bleiben Sie gesund! ♥

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Lisa Lambert

Lisa ist Prokuristin bei der TrendView und kümmert sich neben der immer währenden Suche nach neuesten digitalen Trends auch um die strategische Beratung für unsere Kunden und die interne Ausrichtung der Agentur.