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Disruption in der Baustoffbranche

Trendbeitrag Disruption Baustoffbranche

2015 wurde der Begriff „Disruption“ zum Wirtschaftswort des Jahres gewählt und ist seitdem eigentlich nicht mehr aus dem wirtschaftlichen Vokabular wegzudenken. Hört man diesen bedeutungsschwangeren Begriff, verbindet man häufig Negatives und Zerstörerisches damit. Stammt das Wort doch vom englischen „disrupt“ ab, was so viel bedeutet wie zerreißen, zerrütten, auseinanderbrechen.
Häufig steht die Disruption auch mit dem digitalen Wirtschaftsumschwung in Verbindung und spricht für die zerstörerische Tendenz neuer Ideen und Konzepte.

Während es sich bei einer Innovation also um eine Erneuerung handelt, welche den Markt nicht gleich komplett verändert, sondern nur optimiert, geht man bei der Disruption von einer vollkommenen Umstrukturierung aus, die oft eine Zerschlagung des Marktes mit sich bringt. Doch auch wenn die Mehrheit hier nur an das Negative denkt und den zerstörerischen Aspekt im Vordergrund betrachtet, hat auch die Disruption eine zweite und durchaus positive Seite: Sie birgt unheimlich viel Potenzial sowie Chancen und gibt Unternehmen die Möglichkeit, sich komplett neu am Markt zu etablieren. Zerstörung passiert nämlich nur dort, wo man die Chance auf Veränderung und Verbesserung nicht wahrhaben möchte und in seinem alten Schema feststeckt.

Ein schleichender Prozess mit immensen Folgen

Disruption passiert nicht einfach so von jetzt auf gleich. Sie schleicht sich ganz zaghaft heran, bis sie den Markt letztendlich mit enormer Wucht überkommt. Wenn sie denn dann einmal da ist, kann man den folgenden Umbruch nicht mehr vermeiden. Die Disruption will ineffiziente Arbeitsweisen beseitigen und die Wertschöpfungskette neu angehen.

Spätzünder müssen handeln: Die Baustoffbranche schläft

Unterschiedliche Theorien besagen, dass die Baustoffbranche wahrscheinlich eine der Branchen ist, die bisher am wenigsten mit digitalisierten Prozessen und E-Commerce in Verbindung getreten ist.

Die meisten Handwerker werden derzeit noch die entsprechenden Plandaten erhalten, Materialkosten berechnen, Löhne kalkulieren, Angebote scheiben und Baustoffe einkaufen. Und das alles ziemlich analog.

Doch hier ist Vorsicht geboten. Die jüngeren Generationen wachsen heran und beschäftigen sich von Natur aus mehr mit  den digitalen Möglichkeiten der Branche. Sie entwickeln neue Ideen und Lösungsansätze und sorgen für frischen Wind. Eben diese „Querdenker“ sind der Anlass für die Disruption in der Baustoffbranche. Sie haben ein veraltetes System und dessen Probleme erkannt und arbeiten an neuen, innovativen und effizienten Lösungen. Hersteller von Baustoffen haben immer mehr Hoheiten über Daten, sie entwickeln einzigartige Produkte, zu denen es für die Handwerker häufig in der Beschaffung gar keine Alternative mehr gibt. Er kann lediglich dieses eine bestimmte Produkt kaufen und der Händler kann nur ebenjenes anbieten.

So liefert das Buildung Information Modeling (BIM) zum Beispiel großartige Möglichkeiten, den Bauprozess digital darzustellen und Transparenzen zu schaffen, die es vorher so und in dieser Form gar nicht geben konnte. Es handelt sich hierbei um ein Cloud-Modell, welches sich alle Beteiligten eines Bauprozesses teilen. Bereits vor dem Bau kann man eine digitale Simulation des zukünftigen Gebäudes erhalten und Fehlplanungen und höhere Kosten somit minimieren. Mögliche Alternativlösungen können schon vor dem Bau durchdacht werden. Für dieses System spricht besonders, dass ab 2020 jedes Projekt öffentlicher Infrastrukturelemente in Deutschland mit Hilfe eines solchen BIM verbindlich abgewickelt werden muss. Es ist natürlich, dass ältere Bauunternehmer mit diesem System weniger anfangen können, als die jungen. Doch über kurz oder lang lassen sich elektronischer Datenaustausch und das digitale Produktdatenmanagement auch in der Baubranche nicht ignorieren und diese Formen werden immer mehr zum Standard.

Lokale Präsenzen sind nicht mehr so relevant und auch nicht mehr zwingend notwendig

Einmal alles neu, bitte

Ist die Disruption erst einmal in der Realität angekommen, ändert sich in der Regel ein komplettes Wertschöpfungsmodell. In unserem Beispiel entsteht mit Hilfe (neuer) digitaler Kompetenz eine vollkommen neue Form des Baustoffhandels. Lokale Präsenzen sind nicht mehr so relevant und auch nicht mehr zwingend notwendig, da der Baufortschritt Dank der Cloud zeitgenau nachvollzogen und verfolgt werden kann.

Disruption und Innovation: Zwei Begriffe, die man nicht immer voneinander trennen sollte

Häufig liegen diese beiden nämlich auch näher zusammen, als vermutet. Nehmen wir das Beispiel eines Chatbots. Im Grunde bietet dieser eine disruptive Technologie, welche dafür sorgen könnte, ganze Arbeitsplätze auszulöschen. Doch eigentlich ist ein Chatbot eine wunderbare Möglichkeit, Mitarbeiter zu entlasten und an anderer Stelle einzusetzen, an welcher sie viel eher gebraucht werden würden, als um „standartisierte“ Service-Fragen zu beantworten. Disruption und Innovation verschwinden hier also. Oder das Beispiel der Schallplatten. Es gab eine Zeit, in welcher CDs diese ablösten, welche dann wiederum von den unzähligen digitalen Möglichkeiten des Musik-Konsums überrannt wurden. Jedoch wollte sich der Konsument damit nicht zufriedengeben, wollte ein Stück Nostalgie ebenso wie die moderne Möglichkeit, seine Lieblingsmusik zu hören. Das Ergebnis? Es gibt wieder vermehrt Schallplatten zu kaufen. Diese bieten jedoch oft einen Download-Code, welcher dem Käufer erlaubt, das erstandene Album kostenfrei herunterzuladen und somit auf seinem mobilen Device immer und überall zu hören. So geht es also auch.

Nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern handeln!

Umfragen haben ergeben, dass die Baubranche die Digitalisierung durchaus wahr- und ernst nimmt, diese Thematik bisher dennoch meist gekonnt ignoriert. Doch ohne eine konsequente Digitalisierung setzen Baufirmen ihre Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel denn es gibt schlicht und ergreifend keine Alternative zur Digitalisierung und der damit einhergehenden Disruption in der Baustoffbranche. Seien Sie also konsequent und arbeiten Sie vor, um Ihr Unternehmen auf einer positiven Welle durch diese Disruption zu lenken.

Lisa Lambert

Lisa ist Prokuristin bei der TrendView und kümmert sich neben der immer währenden Suche nach neuesten digitalen Trends auch um die strategische Beratung für unsere Kunden und die interne Ausrichtung der Agentur.